Hafen
Name: Klever Hafen
Ort: am Spoyufer / an der Hochschule Rhein Waal, 47533 Kleve
Entstehungsjahr: um 1846
Der Mitte des 19. Jahrhunderts angelegte Klever Hafen sollte zunächst vor allem den Import von englischer und belgischer Kohle unterbinden und gewann in den ersten Jahrzehnten auch stetig an Bedeutung. Allerdings kämpfte man immer wieder gegen schwierige Wetterbedingungen und die bauliche Situation an, bis der Hafen schließlich in der Nachkriegszeit den Verkehr einstellte.
Die Stadt Kleve suchte Anfang des 15. Jahrhunderts als Handelsweg einen unmittelbaren Zugang zum Rhein. So entstand der Spoykanal. Dieser musste allerdings häufig ausgebessert und wiederhergestellt werden, weil ihn Hochwasser und Eisgang unzugänglich machten. Um 1843 bis 1846 übernahm Preußen den Ausbau des Kanals, um den Ruhrkohleabsatz zu fördern, der von belgischen und englischen Importen bedroht wurde. Zu dieser Zeit entstand auch die erste Hafenanlage in Kleve an der Spoy. Doch schon Ende des 19. Jahrhunderts war der Boom, den der Hafen mit sich brachte, vorbei, weil es wegen Frost und Versandung Schwierigkeiten beim Befahren des Kanals gab.
Am 5. November 1910 wurde eine neue Hafenanlage eröffnet. Der neue Hafen hatte einen breiteren Kanal und einen Wendehafen (dort, wo heute Edeka und der davorliegende Parkplatz sind) und war insgesamt größer. Der Hafen bildete eine bessere Verbindung zur Stadt und der Eisenbahn. Am Hafen siedelten sich Firmen wie z. B. die Margarinefirma van den Bergh, das Sägewerk Dorsemagen, die Organchemie-Fabrik und die XOX-Keksfabrik an, die von dem Handelsweg profitierten. Am Hafenufer standen außerdem Kräne, ein Gasometer und Speicherhäuser. Was in den Hafen geschifft wurde, verbrauchte man größtenteils auch vor Ort. Es wurde Kohle aus dem Ruhrgebiet für die Stadtwerke importiert, Getreide, Mais und Tapiokamehl für die Organchemie, Pferde- und Kuhmist für die Landwirtschaft, Öle und Fette für die Margarinefabrik, Holz für das Sägewerk Dorsemagen und noch vieles mehr. Manche Importe stammten auch aus dem Ausland, wie Frankreich, Belgien oder den Niederlanden. Andere Importe wurden weitergeleitet, wie (Tropen-)Holz nach Weeze zu der Holzfirma Geenen.
In der Zeit um den Ersten Weltkrieg wurde die Niederlande als Handelspartner immer wichtiger. Sie lieferten dringend benötigte Lebensmittel für die Bevölkerung in Kleve. Auch in der Vorkriegszeit des Zweiten Weltkriegs nahm der Import an Lebensmitteln zu, die man in Silos speicherte. In den Zwanzigern wurde Material für den Bau des von Hitler geplanten Westwalls, der in Kleve begann, importiert. In der Nachkriegszeit stellte Kies vom Oberrhein ein wichtiges Importgut für den britischen Militärflughafen in Weeze dar. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Bedeutung des Klever Hafens ab. Der Wendehafen wurde zugeschüttet. Die Öl-Mühle in Kleve schloss, sodass Öle und Fette nur noch für das Margarine-Werk importiert wurden und als die Organchemie-Fabrik verkauft wurde, ging auch der Import von Getreide stark zurück. Zudem wird der Rhein jährlich tiefer, der Spoykanal kann aber aufgrund der festgelegten Tiefe der Briener Schleuse nicht vertieft werden. Das Befahren des Hafens war für große Schiffe also nicht immer gewinnbringend und stark abhängig vom vorherrschenden Wetter (Eisgang, Hochwasser etc.). So wurde der Verkehr im Hafen mit der Zeit eingestellt.
Heute stehen anstelle des Hafens die Hochschule Rhein Waal und der aus Kamp-Lintfort gekaufte Kran aus dem Jahre 1964, der an die alte Zeit der Industrieanlage Rhenania erinnern soll, am Spoyufer. Der Spoykanal wird nur noch von Paddelbooten und Kanus befahren.