Tertiarinnen-Kloster

Name: Tertiarinnen-Kloster

 Ort: Klosterplatz 16 an der Mühlenstraße

Entstehungszeit: frühes 15. Jahrhundert

Über das Entstehen des Tertiarinnenklosters ist nicht viel bekannt, nur dass es erst seit 1414 unter dem Namen Großer Beginenkonvent fassbar ist. Im Laufe der Zeit dienten die Gebäude als Kloster, Schnapsbrennerei, Krankenhaus und Stadtbücherei, wobei die Anzahl der Gebäude und die Zustände jener sich seither veränderten. Heutzutage steht nurnoch ein Flügel des alten Klosters, welcher seit 2012 leer steht. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Die Gemeinschaft, welche sich im Klostergebäude befand, war eine fromme Laienvereinigung beiderlei Geschlechts, und schloss sich 1455 dem Franziskanerorden an, wobei sie zuvor zu den Beginen gehörte und sich dort mit Verpflegung von alleinstehenden und armen Menschen beschäftigte. Sie genoss beim Orden Selbstständigkeit und Freiheit. Im selben Jahr beschwerten sich die Bürger beim Herzog von Geldern, da das Kloster viel Geld und Grundstücke in der Nähe besaß. Grundstücke, welchen ihnen gespendet wurden, sollten daher nach dem Tod der Schwestern wieder dem Spender zurück gegeben werden. 1459 versprachen sie, auch in der Nähe von Goch keine Grundstücke mehr zu kaufen.

Nachdem die Kanonie Gaesdonck geplündert wurde, lebten die Augustinermönche für 32 Jahre im Tertiarinnenkloster. Angeblich wurden die Ordensregeln langsam vernachlässigt, dies behauptet zumindest ein undatiertes und anonymes Stück aus dem 17 Jahrhundert. An der Spitze des Klosters standen zwei Vorsteherinnen, welche auch als Mater bezeichnet werden. Diese waren auch für die wirtschaftlichen Aspekte des Klosters verantwortlich, für den religiösen Teil stand ihnen ein Pater zur Verfügung, der bei den Schwestern auch die Beichten abnahm. Der zu heutiger Zeit noch stehende Flügel des Klosters wurde 1651 errichtet.

Nach der Säkularisation unter Napoleon wurde das Kloster 1802 aufgehoben und 1803 an den Gocher Kaufmann Wilhelm Anton van den Bosch verkauft. Dieser richtete in der ehemaligen Klosterkirche eine Schnapsbrennerei und im ehemaligen Tertiarinnenkloster vermutlich eine Zuckerrübenpresse ein. In ungefähr dieser Zeit wurde außen eine Sonnenuhr angebracht, die man heute noch bestaunen kann und die die lateinische Inschrift trägt: „Auf dieser Uhr ist eine Stunde angezeigt, in welcher du als Mensch sterben wirst.“ (frei übersetzt).

Von den Erben von Wilhelm Anton van den Bosch wurde das Kloster 1849 gespendet, dort sollte dann ein Krankenhaus errichtet werden. Mit dem Errichten des Krankenhauses wurden Statuten aufgestellt, welche mit 38 Punkten den Sinn und Zweck des Krankenhauses aufstellten. Diese wurden seit damals nur geringfügig verändert. Das Krankenhaus bekam nach dem Willen der Stiftung den Namen Wilhelm-Anton-Hospital. Das Krankenhaus war für arme Menschen gedacht, und jene mussten für Behandlungen nichts bezahlen. Andere Kranke mussten einen bestimmten Betrag an das Krankenhaus entrichten, jedoch wurde den eingesessenen Kranken der Vorzug gewährt. Die Verpflegung der Kranken sollten die Barmherzigen Schwestern übernehmen.

In den ersten paar Jahren war die Versorgung im Krankenhaus sehr schlecht, und auch in den nächsten Jahrzehnten war das Krankenhaus von finanziellen Nöten geprägt, sodass die Schwestern und Kuratoren sich verschiedene Dinge ausdenken mussten, um das Krankenhaus über dem Wasser zu halten. Durch Schenkungen entwickelte sich das Krankenhaus jedoch auch rasant. Da das Krankenhaus sehr oft umgebaut wurde, blieb vom alten Kloster nicht mehr viel über, dazu gehörte auch die Kapelle, welche 1885 restauriert worden war, danach jedoch nur noch als Stall genutzt wurde. Um 1900 wurde eine neue Kapelle errichtet, welche nur dem Personal und den Insassen zugängig sein sollte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine Suppenküche errichtet, in der viele Menschen Essen bekamen.

Das Krankenhaus musste aufgrund eines großen Brandes 1912 wiedererrichtet werden, was kurz vor dem Ersten Weltkrieg auch gelang. Beim Wiederaufbau wurde das Hauptgebäude um ein Stockwerk vergrößert. Im Ersten Weltkrieg wurde es als Krankenhaus und Lazarett genutzt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude zerstört und ausgeplündert, während die Schwestern von der Polizei evakuiert wurden, jedoch erholte sich das Krankenhaus schnell, da die Schwestern das Gebäude reparierten.

Im August 1946 konnte der Krankenhausbetrieb wieder aufgenommen werden. 15 Jahre später wurde das Krankenhaus der Stadt verkauft und in der Voßheide ein neues errichtet, da das alte den Anforderungen nicht mehr genügte. Das Gebäude sollte abgerissen werden, jedoch wehrten sich die Gocher Bürger und schlugen viele verschiedene Verwendungsmöglichkeiten für das alte Gebilde vor. Die komplette Restauration und die Instandsetzung sollten 1,2 Millionen DM kosten, sodass es günstiger war, erst das alte Gebäude abzureißen und dann ein neues Rathaus an dieser Stelle zu bauen.

Damit verblieb nur das Langhaus, welches heute noch steht. Der Rest des Grundstücks diente als Parkplatz und als Baugrundstück für das neue Rathaus. 1968 wurde der Neubau des Krankenhauses fertig. 1969 erfolgten für die gründliche Erneuerung der Gebäude Vorplanungen, um dort ein denkmalgeschütztes Kulturzentrum zu ermöglichen. Das restaurierte Langhaus (das verbleibende Gebäude) wurde dann als Bibliothek genutzt. Bis Ende der 70er-Jahre beherbergte das Haus auch noch die Volkshochschule, diese zog aber in die Mühlenstrasse 10 um, sodass der freie Platz als Jugendbücherei genutzt werden konnte. Im April 2012 zog die Bücherei in die Pfalzdorfer Straße 47, da die Brandschutzmaßnahmen nicht ausreichten. Dort werden jetzt 40000 verschiedene Titel gelagert. Das Gebäude steht seitdem leer.